Harzer Löschflugzeug kehrt nach der Waldbrandsaison nach Polen zurück
Der Abschied war emotional – aber nicht für immer: Vor wenigen Minuten hat das Harzer Löschflugzeug zum letzten Mal in diesem Jahr vom Flugplatz Ballenstedt abgehoben. Pilot Zbigniew Urbanowski steuert die „Hexe 1“ zum Heimatflughafen ins ostpolnische Mielec. Dort wird die einmotorige Dromadar PZL M 18B den Winter verbringen. Ende März 2026 kehrt sie für eine weitere sechsmonatige Waldbrandsaison in den Harzkreis zurück.
Mit dem knallgelben Single Engine Air Tanker verfügt der Landkreis Harz damit bundesweit als einzige Kommune in der Waldbrandsaison über ein Löschflugzeug. Allerdings ist das für Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse längst nichts Besonderes mehr. Am Ende zähle das Ergebnis: „Wir trotzen mit dem Harzer Löschflugzeug der vom Boden aus schwer zugänglichen Harzer Vegetation: Die Hexe 1 kommt überall hin und bringt aus der Luft sehr schnell Wasser auf Brände von Wald und Vegetation.“ Zeit, die über die Ausdehnung von Bränden entscheidet, weiß Lohse. „Das Löschflugzeug macht einen tollen Job“, resümiert der Harzer Kreisbrandmeister.
Das war in der abgelaufenen Waldbrandsaison sechsmal der Fall; es gab zwei Einsätze im Landkreis Goslar und vier im Landkreis Harz. Dabei unterstützte das Harzer Löschflugzeug die Feuerwehren aus der Luft beim Löschen von Waldbränden in Bad Harzburg (10. April), in Hüttenrode-Blankenburg (11. April) sowie am Lindenberg in Thale (1. Juli) sowie bei Vegetationsbränden an „Zur Bodemühle“ Sorge (27. April), am Kleiner Winterberg Schierke (14. Mai) und am Granestausee im Landkreis Goslar (22. und 23. Juni).
Längster Löschflugzeug-Einsatz war der am 1. Juli, als in Thale der Wald auf dem Lindenberg in Flammen stand. Fast auf die Sekunde genau sechs Stunden war die „Hexe 1“ unterwegs und sorgte nach Worten von Einsatzleiter Steffen Bornemann von der Freiwilligen Feuerwehr Thale für den schnellen Löscherfolg in dem schlecht zugängigen Waldstück.
Längster Einsatz bei einem Vegetationsbrand war in Sorge an der Bodemühle, der am 27. April exakt 6:31 Stunden dauerte. Insgesamt belief sich die Einsatzzeit der „Hexe 1“ in der Waldbrandsaison 2025 vom 1. April bis zum 30. September auf rund 28 Stunden. Bei diesen Einsätzen wurden nach Worten von Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse rund 290 000 Liter Wasser abgeworfen.
Landrat Thomas Balcerowski ist vom Harzer Löschflugzeug „Florian Harz 25“ überzeugt: „Wir leisten im Harz bundesweit Pionierarbeit beim Einsatz von Löschflugzeugen.“ Die Feuerwehren brauchen beide Systeme – am Boden und in der Luft –, um Waldbrände möglichst kurz nach der Entstehung wirkungsvoll zu bekämpfen. Im Harz sei das mittlerweile der Standard.
Auch bei der Ausbildung der Harzer Feuerwehren spielte das Löschflugzeug eine Rolle. So übten etwa die Feuerwehren Ballenstedt, Hasselfelde, Blankenburg und Harzgerode nach Worten von Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse das Wasser-Betanken der Dromadar.
Erster „Harzer Löschflugzeug-Tag“
Wie das Erfolgsrezept im Zusammenspiel von Bodenkräften der Feuerwehren und Löschflugzeug im Detail funktioniert, das war beim ersten „Harzer Löschflugzeug-Tag“ am 23. Mai auf dem Flugplatz Ballenstedt zu erleben. Auf der Homebase der Hexe 1 – so nennen die Harzer ihr Löschflugzeug mit Stolz – gab es am Freitag vor Himmelfahrt fünf Stunden lang ein „Meet & Greet“ mit dem Harzer Löschflugzeug, deren Crew und den Betreuern. Das Interesse der Zuschauer war groß.
Hintergrund
Der Landkreis Harz setzt beim präventiven Brandschutz nach den Erfahrungen der Brocken-Brände 2022 und 2024 auf die Unterstützung aus der Luft. Im Dezember 2024 gab es grünes Licht vom Kreistag für den weiteren Einsatz eines Löschflugzeugs. Die sogenannte luftgestützte Brandbekämpfung im Landkreis Harz hat in der Waldbrandsaison vom 1. April bis 30. September das Unternehmen „Mieleckie Zakłady Lotnicze“ (MZL) mit einem Single Engine Air Tanker vom Typ Flugzeug Dromader PZL M18 B übernommen. Das gilt per Vertrag auch für die Jahre 2026 bis 2028 und die optionale Vertragsverlängerung bis zum 30. September 2029. In die jährliche Vorhaltung investiert der Landkreis Harz rund 267 000 Euro.
Fotos: Landkreis Harz/ Pressestelle