Barrierefreiheit im Praxistest – unterwegs mit dem Oberbürgermeister in Quedlinburg
Der Stau entsteht an einer Stelle, die den meisten Passanten kaum auffällt: ein einzelner abgesenkter Bordstein in der Kaiserstraße. Rollstuhlnutzer, Menschen mit Rollatoren und Teilnehmer mit weißen Stöcken warten geduldig, bis sie nacheinander hinaufkommen. Das Kopfsteinpflaster rüttelt, Reifen rutschen in die Fugen – ein alltägliches Hindernis in einer mittelalterlichen Altstadt.
Beim elften Rundgang für Barrierefreiheit zeigte Quedlinburg erneut, wie eng historische Schönheit und moderne Anforderungen an Teilhabe miteinander verknüpft sind. Rund 50 Menschen waren unterwegs – darunter Bewohner des DRK-Seniorenpflegezentrums, Verwaltungsmitarbeitende, die neue Teilhabekoordination der Stadt und auch wir vom Örtlichen Teilhabemanagement des Landkreises Harz.
Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) führte die Gruppe zu neuralgischen Punkten: schwer überquerbare Pflasterflächen, zu hohe Bordsteine oder Engstellen wie die Verbindungsgasse zwischen Kaiser- und Bahnhofstraße, in der für manche Rollstühle buchstäblich Schluss ist. Die Stadt will hier perspektivisch handeln – eine kleine Rampe soll kurzfristig helfen.
Dass es auch anders geht, zeigte die Station „Zahnmeisterei“ in der Alten Post. Barrierefreie Toiletten, Aufzug, niedriger Empfangstresen – hier wurde mitgedacht. Auch die Löwen-Apotheke präsentierte positive Beispiele, aber ebenso Probleme, etwa den nicht mehr abgesenkten Bordstein nach der Sanierung.
Für uns war der Rundgang ein unmittelbarer Einblick in die Realität vieler Menschen: Wo genau Barrieren auftreten, wie sie erlebt werden – und wie Lösungen aussehen können, wenn Verwaltung, Fachstellen und Betroffene gemeinsam unterwegs sind.
Für die Stadt Quedlinburg wird es vorerst ein Balanceakt zwischen Denkmalschutz und Zugänglichkeit bleiben. Der Rundgang macht deutlich: Wer die Hindernisse selbst erlebt oder von Betroffenen gezeigt bekommt, kann gute Entscheidungen treffen. Und genau dafür lohnt sich dieser Blick auf die Straßenkanten, die man im Alltag leicht übersieht.
Text in Leichter Sprache
Rundgang in Quedlinburg – ganz einfach erklärt
Viele Menschen haben bei einem Rundgang mitgemacht.
Der Rundgang war in der Altstadt von Quedlinburg.
Die Altstadt hat viele Steine auf der Straße.
Das ist schön.
Aber es gibt Probleme:
Manche Menschen können dort schlecht gehen.
Einige Menschen können dort schlecht mit dem Rollstuhl fahren.
Der Ober-Bürgermeister Frank Ruch war dabei.
Er sagt:
Es ist wichtig, Hindernisse zu finden.
Hindernisse nennt man: Barrieren.
Alle Menschen sollen gut durch die Stadt kommen.
Ohne Hilfe.
Das nennt man Barriere-Freiheit.
Schwierige Stellen
- Ein Bordstein ist zu hoch.
Menschen im Rollstuhl kommen dort schlecht hoch.
- Eine kleine Gasse hat eine Stufe.
Einige Rollstühle kommen dort gar nicht weiter.
Die Stadt will später etwas ändern.
Für jetzt soll eine kleine Rampe helfen.
- Die Pflaster-Steine haben Lücken.
Räder bleiben stecken.
Gute Beispiele
- Eine Zahn-Praxis heißt: Zahnmeisterei.
Dort gibt es:
- eine Toilette ohne Hindernisse
- einen Aufzug
- einen Tresen, der nicht hoch ist
Die Löwen-Apotheke ist leicht zu erreichen.
Aber ein Bordstein macht manchen Menschen noch Probleme.
Die Teilnehmer haben gesagt:
Was ist schwer?
Was tut weh?
Was hilft?
Der Rundgang zeigt:
Barriere-Freiheit ist wichtig.
Alle Menschen sollen gut in der Stadt unterwegs sein.


